Mittwoch, 20. Mai 2009

Staatliche Ausbildung islamischer Religionslehrer?

Am 6.5.2009 nahm der Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie zur Besetzung eines zweiten Lehrstuhles an der Westf. Wilhelms-Universität Münster für das Fach "Islamkunde" Stellung.
Dem nachfolgend dokumentierten Auszug aus dem Plenarprotokoll 14-122 ist zu entnehmen, dass die Landesregierung davon ausgeht, dass es in Deutschland keine islamischen Religionsgemeinschaften gibt, denen vergleichbare Rechte, wie sie den christlichen Kirchen gewährt werden, eingeräumt werden könnten.
Weiter erklärt Pinkwart, dass die Landesregierung das Ziel zu erreichen sucht, dass die muslimischen Eltern in der Zukunft einen staatlich erteilten islamischen Religionsunterricht akzeptieren.
Auf diesem Weg ist wohl nicht beabsichtigt, den muslimischen Organisationen eine echte Rechtsposition zur Sicherung der Inhalte und (Mit-)Bestimmung der Personen, welche die islamische Lehre in NRW ausführen, einzuräumen.


Plenarprot.- 14-122 (Hervorhebungen von mir)
An der Universität Münster soll ein zweiter Lehrstuhl
zur Ausbildung islamischer Religionslehrerinnen
und -lehrer eingerichtet werden. In der
Landesregierung bestehen nach Presseberichten
unterschiedliche Auffassungen darüber, ob bei
der Besetzung die islamischen Verbände einbezogen
werden sollen oder nicht.
Wie ist der aktuelle Sachstand bei der Besetzung
des Lehrstuhls in Münster?
Diese Frage stammt ebenfalls aus der letzten Fragestunde.
Ich bitte auch hier Minister Pinkwart um
Beantwortung.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie:
Frau Präsidentin! Sehr verehrte Frau Asch! Meine
Damen und Herren! Ja, an der Universität Münster
soll eine weitere Professur zur Ausbildung von Islamkundelehrerinnen
und -lehrern eingerichtet werden.
Das Berufungsverfahren auf diese Professur
läuft an der Universität Münster planmäßig.
Auf die ausgeschriebene Stelle haben sich fünf
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beworben.
Die Probevorträge fanden am 22. und 23. April
dieses Jahres statt. Sobald das Verfahren abgeschlossen
ist, wird sich die Landesregierung im
Austausch mit den im Koordinierungsrat mitwirkenden
islamischen Verbänden darum bemühen, eine
möglichst breite Akzeptanz der Lehrerausbildung für
Islamkunde an der Universität Münster für die angesprochene
Professur herbeizuführen.
Im Übrigen verweise ich auf die Beantwortung der
Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau
Hendricks vom 17. September 2008 und der Abgeordneten
Frau Dr. Boos vom 22. Oktober 2008.
Geplant ist, die Professur zum Wintersemester
2009/2010 zu besetzen. – Ich danke Ihnen für Ihre
Aufmerksamkeit.
Präsidentin Regina van Dinther: Frau Asch, bitte.
Andrea Asch (GRÜNE): Danke, Herr Professor
Pinkwart. Gibt es in der Landesregierung einen Konsens
darüber, den Koordinierungsrat der Muslime in
das Besetzungsverfahren einzubeziehen? Sie haben
eben von einem „Austausch“ gesprochen.
Ich stelle meine Frage vor dem Hintergrund, dass
der CDU-Fraktionsvorsitzende Stahl im letzten Jahr
erklärt hat, dass er es als einen Kotau vor den islamischen
Verbänden empfände, wenn diese in das
Besetzungsverfahren einbezogen würden.

Präsidentin Regina van Dinther: Herr Minister,
bitte.

Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie:
Frau Präsidentin! Sehr verehrte Frau Asch! Sie
können davon ausgehen, dass ich die Antworten,
die ich Ihnen hier gebe, innerhalb der Landesregierung
abgestimmt habe.
Präsidentin Regina van Dinther: Frau Dr. Seidl.
Dr. Ruth Seidl (GRÜNE): Frau Präsidentin! Herr
Minister! Laut „Münsterscher Zeitung“ vom 5. März
2009 drohen 22 von 31 Studierende damit, ihre
Ausbildung zum islamischen Religionslehrer zu beenden
und sich zu exmatrikulieren. Sie verlangen
eine organisatorische Trennung zwischen der Lehrerausbildung
und Prof. Kalisch, weil dieser die
Existenz Mohammeds als historische Person bestreitet.

Die Prorektorin Marianne Ravenstein hat einen
Antwortbrief angekündigt. Meine Frage: Welche
inhaltliche Antwort erhalten die Studierenden? Ist zu
befürchten, dass die Ausbildung islamischer Religionslehrer
in Nordrhein-Westfalen aufgrund von
Boykotten oder Exmatrikulationen vollständig zum
Erliegen kommt?
Präsidentin Regina van Dinther: Bitte schön, Herr
Minister.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie:
Ganz herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr
verehrte Frau Seidl, bei früherer Gelegenheit hatte
ich Ihnen sowohl hier als auch im Ausschuss bereits
dargestellt, wie die Hochschule in Münster mit der
Ausbildung der Islamkundelehrerinnen und -lehrer
verfahren will und verfährt. Ich habe keine Veranlassung,
Ihnen Änderungen an den hierzu vorgenommenen
Feststellungen vorzutragen.
Präsidentin Regina van Dinther: Frau Beer.
Sigrid Beer (GRÜNE): Diese Antwort war nicht
sehr erschöpfend. Darin haben Sie eigentlich gar
nichts zu dem gesagt, was die Kollegin gefragt hat.
Ich würde aber gerne noch einmal nachlegen. Vielleicht
bekommen wir da eine exaktere Auskunft.
Nach einem Bericht der „Rheinischen Post“ vom
24. April 2009 muss sich der jetzige Lehrstuhlinhaber
Prof. Kalisch verstecken. Ist dieser Bericht zutreffend?
Gibt es auch vergleichbare Vorgänge,
zum Beispiel an der Universität Osnabrück? Ist
Ihnen das bekannt?
Präsidentin Regina van Dinther: Bitte schön, Herr
Minister.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie:
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr
verehrte Frau Beer, auch hierzu hatte ich bereits
Gelegenheit, Ihnen eine Mitteilung zu machen. Die
persönliche Unversehrtheit der Amtswahrnehmung
von Herrn Prof. Kalisch ist in der Verantwortung der
Universität Münster gewährleistet.
Die Bezüge, die
Sie zu Osnabrück herstellen, kann ich hier nicht
kommentieren.
Präsidentin Regina van Dinther: Frau Asch.
Andrea Asch (GRÜNE): Danke schön, Frau Präsidentin.
(Vorsitz: Vizepräsident Edgar Moron)
Herr Prof. Pinkwart, können Sie uns sagen, in welcher
Form und zu welchem Zeitpunkt der Koordinierungsrat
der Muslime in das Besetzungsverfahren
einbezogen werden soll? Diese Frage stelle ich
auch vor dem Hintergrund, dass die „Neue Ruhr
Zeitung“ am 25. April 2009 berichtet hat, der Sprecher
der DITIB in Köln, Herr Alboga, habe erklärt,
sie seien nicht um Rat gebeten wurden; bis jetzt
hätten auch keine Gespräche stattgefunden.
Vizepräsident Edgar Moron: Bitte, Herr Minister.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie:
Ganz herzlichen Dank, Herr Präsident. – Sehr verehrte
Frau Asch, es wäre auch seltsam, wenn das
bereits der Fall gewesen wäre. Wie ich Ihnen eben
deutlich gemacht habe, läuft nämlich zunächst das
Verfahren an der Universität Münster. Sobald es
abgeschlossen ist, werden wir tätig. Ich werde Sie
dann gerne auch zeitnah über das weitere Vorgehen
informieren.
Vizepräsident Edgar Moron: Nächste Fragestellerin
ist Frau Düker.
Monika Düker (GRÜNE): Danke. – Lassen Sie
mich an die Frage der Kollegin Asch anschließen.
Sie haben gerade gesagt, dass Sie sich bemühen,
Akzeptanz herbeizuführen. Das ist ja hinreichend
unkonkret. Die Akzeptanz gegenüber Herrn Kalisch
ist faktisch nicht vorhanden; die Verbände lehnen
ihn ab. Wie gehen Sie denn damit um, dass es diese
Akzeptanz nicht gibt?
Vizepräsident Edgar Moron: Bitte, Herr Minister.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie: Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr verehrte

Frau Abgeordnete, auch dazu habe ich Ihnen bereits
Auskunft geben können. Es handelt sich hier
um eine Entscheidung, die die Universität Münster
getroffen hat. Diese Entscheidung wird von uns
absolut mitgetragen und auch vertreten. Hierzu gibt
es von mir auch keine zusätzlichen Erklärungsnotwendigkeiten.
Vizepräsident Edgar Moron: Frau Asch, Sie haben
jetzt das Wort zu Ihrer dritten und letzten Frage.
Bitte schön.
Andrea Asch (GRÜNE): Danke. – Herr Professor
Pinkwart, anders als bei den christlichen Kirchen
gibt es bis jetzt kein formales Verfahren zur Einbeziehung
der muslimischen Verbände
. Die Verbände
haben auch nicht die Möglichkeit der formalen Ablehnung
einer Besetzung. Wie beurteilen Sie als
zuständiger Minister diese Ungleichbehandlung des
Christentums und des Islams vor dem Hintergrund
des Gleichbehandlungsgrundsatzes des Grundgesetzes?
Anders gefragt: Müsste nicht in Zukunft ein
solches Verfahren entwickelt werden, um sicherzustellen,
dass die verschiedenen Religionsgemeinschaften
gemäß dem Gleichheitsgrundsatz auch
gleich behandelt werden?
Ich erinnere daran, dass
die christlichen Kirchen ihr berühmtes Nihil obstat
erteilen müssen, also gegen die Besetzung von
theologischen Lehrstühlen ihr Veto einlegen können.
Vizepräsident Edgar Moron: Herr Minister.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie: Herr
Präsident! Sehr verehrte Frau Asch, faktisch ist
gegenwärtig keine gleiche Rechtsposition vorhanden,
weil wir es bekanntermaßen noch nicht mit
Religionsgemeinschaften zu tun haben. Deswegen
kann auch kein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz
bestehen.
Da es aber, wie Sie wissen, das politische Ziel dieser
Landesregierung ist, auch beim islamischen Religionsunterricht
in Zukunft zu einer Bekenntnisorientierung
zu gelangen, ist es sicherlich sachgerecht – so
hatte ich mich bislang auch eingelassen –, dass man
versucht – obwohl hier keine Rechtsposition besteht,
die ein mit den christlichen Kirchen vergleichbares
Verfahren nahelegen würde, wie Sie es angesprochen
haben –, sich in eine gesprächsähnliche Abstimmung
hineinzubegeben, wenn man am langen
Ende will, dass die dort ausgebildeten Lehrerinnen
und Lehrer Akzeptanz bei den Eltern finden, damit
sie ihre Kinder auch in einen staatlichen Religionsunterricht
entsenden.
Vizepräsident Edgar Moron: Vielen Dank. – Frau
Kollegin Hendricks von der SPD. Bitte schön.
Renate Hendricks (SPD): Sehr geehrter Herr
Pinkwart, Sie haben gerade darauf hingewiesen,
dass es politisches Ziel der Landesregierung ist,
eine Bekenntnisorientierung in den Schulen für Kinder
mit islamischem Hintergrund sicherzustellen.
Jetzt lautet meine Frage: Wird es in Nordrhein-
Westfalen islamischen Religionsunterricht geben –
und wenn ja, in welchem Umfang?
Vizepräsident Edgar Moron: Bitte, Herr Minister.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie: Wir
sind als Landesregierung bemüht, dieses Ziel umzusetzen.
Sie wissen, dass diese Umsetzung nirgendwo
in Deutschland einfach ist. Dass wir als
Landesregierung bei unseren Integrationsbemühungen
in den letzten Jahren deutliche Fortschritte
gemacht haben – und weiter machen wollen –, werden
Sie uns aber sicherlich attestieren können. Wir
sind bemüht, hier weitere Wege zu beschreiten, um
diesem Ziel schrittweise – anders wird man es nicht
erreichen können – näherzukommen.
Vizepräsident Edgar Moron: Vielen Dank, Herr
Minister. – Frau Kollegin Seidl mit ihrer zweiten und
damit letzten Frage.
Dr. Ruth Seidl (GRÜNE): Vielen Dank. – Herr Minister,
anknüpfend an die Frage von Frau Hendricks
würde ich gerne wissen, welche Ausbildungskapazitäten
in Nordrhein-Westfalen notwendig sind, um
ein flächendeckendes Angebot von islamischem
Religionsunterricht einzurichten.
Vizepräsident Edgar Moron: Bitte, Herr Minister.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie: Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr verehrte
Frau Seidl, die zweite Professur in Münster, über
deren Besetzungsverfahren ich Ihnen eben Auskunft
gegeben habe, hatten wir bereits zu einem
Zeitpunkt geplant, zu dem die Fragen, die sich um
Prof. Kalisch ranken, noch gar nicht Gegenstand
der Erörterung waren – wissend, dass einerseits mit
Blick auf den künftigen Bedarf an den Schulen und
andererseits mit Blick auf das öffentliche Interesse
an diesen Themenstellungen Verbreiterungen notwendig
sind; denn es ist damals das Anliegen aus
der Öffentlichkeit an uns herangetragen worden,
mehr wissenschaftliche Stimmen auf diesem Gebiet
verfügbar zu haben, um zu diesem wichtigen Thema
qualifiziert Auskunft erhalten zu können. Das
beides hat uns veranlasst, eine zusätzliche Professur
einzurichten. Die Hochschule setzt das jetzt um.

Das Verfahren gestaltete sich für die Hochschule
auch aufgrund der Bewerberlage nicht einfach. Die
wenigen, die auf diesem Gebiet wissenschaftlich
ausgewiesen sind, sind auch sehr umworben. Umso
mehr freue ich mich, dass dieses Verfahren offensichtlich
zu einem guten Ergebnis geführt werden
kann. So zeichnet es sich jedenfalls ab.
Ich gehe davon aus, dass wir, wenn wir mit der
weiteren Entwicklung gute Erfahrungen machen, die
Angebote in Zukunft darüber hinaus erweitern müssen,
wenn es uns tatsächlich gelingen soll, den
islamischen Religionsunterricht an unsere Schulen
zu holen.
Vizepräsident Edgar Moron: Vielen Dank, Herr
Minister. – Frau Kollegin Beer mit ihrer zweiten und
damit letzten Frage.
Sigrid Beer (GRÜNE): Danke schön, Herr Präsident.
– Ich möchte gerne an Ihre Antwort anknüpfen,
Herr Minister Pinkwart, die Sie Kollegin Asch
gegeben haben.
Wenn es tatsächlich nur so wenige Bewerber gab,
also die Personaldecke zur Stellenbesetzung sehr
dünn ist, und Sie sagen, dass Sie sich den islamischen
Verbänden im Gespräch annähern und einen
intensiven Gesprächskontakt haben möchten, frage
ich mich: Haben die islamischen Verbände de facto
ein Vetorecht bei der Besetzung, wenn Sie keinen
Konsens erzielen können?
Vizepräsident Edgar Moron: Bitte, Herr Minister.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie: Herr
Präsident! Sehr verehrte Frau Beer! Zunächst einmal
zu Ihrer Eingangsbemerkung: Wenn fünf Persönlichkeiten
zu einem Probevortrag eingeladen
worden sind, halte ich das für eine sehr beachtliche
personelle Ausgangslage für ein solches Berufungsverfahren.
Denn man muss davon ausgehen,
dass es sich dabei mutmaßlich nicht um die Gesamtzahl
der Bewerbungen handelte. Ich würde das
als eine erfreuliche Entwicklung bewerten wollen.
Wenn es sich darüber hinaus um die Rechtsqualität
handeln würde, die Sie ansprechen, hätte ich sie
Ihnen so benannt.
Vizepräsident Edgar Moron: Vielen Dank. – Frau
Kollegin Hendricks mit ihrer zweiten Frage.
Renate Hendricks (SPD): Sehr geehrter Herr Minister
Pinkwart! Sie haben gerade eben ausgeführt,
zurzeit gehe man unterschiedliche Wege. Dabei
macht es einen Unterschied, ob ich Islamkunde
bzw. islamische Unterweisung oder islamischen
Religionsunterricht anbiete. Wenn die Entscheidung
der Landesregierung dahin geht, dass es keinen
islamischen Religionsunterricht gibt, sondern nur
Islamkunde, frage ich mich, ob eine Beteiligung der
Verbände bei der Besetzung des Lehrstuhls überhaupt
noch erforderlich ist.
Vizepräsident Edgar Moron: Herr Minister.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie: Sehr
geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Frau
Hendricks! Meine Damen und Herren! Zu dem in
Münster seinerzeit von der von Ihnen mitgetragenen
Landesregierung eingerichteten Lehrstuhl, der sich
mit der Ausbildung von Islamkundelehrern befassen
sollte, ist von vornherein ein Beirat berufen worden,
in dem die islamischen Verbände mitgewirkt haben –
offenbar auch mit der Perspektive, dass die Lehrerinnen
und Lehrer, die zunächst in Islamkunde ausgebildet
werden sollten, später bei den Eltern eine
hinreichende Akzeptanz finden.
Der Beirat hat in den Anfangsjahren sicherlich eine
wichtige Rolle gespielt und zu einer positiven Aufnahme
beigetragen. Dass das nicht durchgehalten
werden konnte, wissen Sie. Sie kennen auch die
Umstände. Das mag man bedauern; aber wir müssen
uns mit der Realität auseinandersetzen.
Deswegen haben wir in Abstimmung mit der Universität
Münster einen anderen Weg eingeschlagen –
ich habe ihn Ihnen dargelegt –, und zwar in dem
Bemühen, dass wir hier zu einer Entwicklung kommen,
die in der Zukunft mit Blick auf einen bekenntnisorientierten
Religionsunterricht zumindest als Perspektive
auch für die notwendige Akzeptanz sorgen
hilft.
Vizepräsident Edgar Moron: Vielen Dank, Herr
Minister. – Jetzt habe ich noch eine Frage von Frau
Kollegin Dr. Boos von der SPD-Fraktion.
Dr. Anna Boos (SPD): Ich habe eine Nachfrage zu
dem, was Sie gerade gesagt haben, Herr Minister
Pinkwart. Die Planung, die zweite Stelle auszuschreiben,
bestand schon, bevor es zu diesem Eklat
gekommen ist?
(Minister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: So ist
es!)
Sie sagten: Wir haben das geplant. Mit „wir“ ist sicherlich
die Landesregierung gemeint. Meine Frage
lautet: Hat die Landesregierung noch mehr in petto?
Welchen Anreiz gibt es für die Hochschulen, diese
Stellen einzurichten? Denn wir sprechen ja von
Hochschulautonomie.
Vizepräsident Edgar Moron: Bitte, Herr Minister.


Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Innovation,
Wissenschaft, Forschung und Technologie: Herr
Präsident! Sehr verehrte Frau Boos! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Wir haben Hochschulautonomie.
Die Universität Münster ist von uns
seinerzeit – wenn ich mich recht erinnere, muss das
im Jahr 2007 gewesen sein – gefragt worden, ob
sie bereit sei, eine zusätzliche Professur in diesem
Aufgabengebiet einzurichten, für die wir der Hochschule
entsprechende Anschubfinanzierungsmittel
in Aussicht gestellt haben, weil wir darin eine zusätzliche
Aufgabe sahen, die wir gerne umgesetzt
haben wollten. Die Hochschule hat das dankbar
aufgegriffen.
Sie wissen, dass Münster, gerade was die Religionswissenschaften
angeht, zu den führenden Universitäten
nicht nur in Deutschland zählt, was im
Rahmen der Exzellenzinitiative noch einmal unterstrichen
worden ist, indem die Universität Münster
gerade auf diesem Gebiet einen Antrag durchsetzen
konnte, was die Reputation, die die Universität
auf diesem Gebiet hat, nur unterstreicht. Deswegen
schien es uns nahe liegend zu sein, hier zu einer
Erweiterung zu kommen.
Dass wir uns darüber hinaus in der Zukunft durchaus
auch andere Hochschulen vorstellen können,
ist sicherlich richtig. Diesbezüglich gibt es durchaus
Interesse von anderen Hochschulen, sich in diesem
Bereich zu entwickeln
. Aber das alles sind Fragen,
die in der Zukunft zu klären sind. Gegenwärtig geht
es zunächst einmal darum, die für Münster in Aussicht
genommene Professur qualifiziert zu besetzen.
Vizepräsident Edgar Moron: Vielen Dank, Herr
Minister. – Es gibt keine weiteren Fragen mehr. Ich
danke Herrn Minister Dr. Pinkwart für die Beantwortung
der Anfrage 288 und die Nachfrag

Sonntag, 17. Mai 2009

Integrationspolitischer GAU

Prof. Micha Brumlik erläutert in der FR, warum die Aberkennung des hessischen Kulturpreises gegenüber Nawid Kermani ein Schlag ins Gesicht aller in Deutschland lebenden Muslime ist.
Zunächst wurde Kermani als Ersatz-Quoten Muslim für die gemeinsame Verleihung des Preises an Vertreter aller abrahamitischen Religionen gebucht.
Nachdem er eine Bildbeschreibung Renis Kreuzigung in der NZZ veröffentlichte, forderten Lehmann und Steinacker seinen Ausschluß.
Der Kultur- und Integrationsgimpel Koch und seine Kuratoren folgten diesem unsinnigen Ansinnen.
Für Norbert Lammert stellt die Aberkennung des Kulturpreises eine Staatsposse dar. Recht hat er.

Samstag, 2. Mai 2009

Fahnen in Gebetshäusern?

In der Vergangenheit hat es mich immer etwas irritiert, wenn ich in den Räumen türkisch-muslimischer Kulturvereine neben dem Mihrab die türkische Flagge an der Wand sah.
Ich hab immer versucht, mir das mit der Besonderheit des vorläufigen Aufenthaltes der Gemeindemitglieder zu erklären. Jedenfalls war diese Vorläufigkeit ursprünglich geplant und behinderte das Ankommen ein wenig.
Heute würde ich mir häufig wünschen, die Muslime würden, wenn es schon sein muß, Fahnen ihrer Stadt aufhängen; besser wäre es vermutlich auf Fahnen in Gebetshäusern komplett zu verzichten.

Nun war ich am 28.04.2009 in der Synagoge in Recklinghausen bei einem Klezmer-Konzert, das die GRÜNEN in den Räumen der jüdischen Gemeinde veranstalteten.
Gleich rechts neben dem Toraschrein hing eine Israelfahne.
Bei meinen beiden früheren Besuchen in der Synagoge war mir eine solche Fahne nicht aufgefallen.
Höre ich dann auf die häufig russischen Stimmen der Gemeindemitglieder, erschließt sich mir diese Art der Vorläufigkeit, ausgedrückt durch eine Fahne eines Nationalstaates nicht.

Warum müssen religiöse Stätten mit fremden staatlichen Symbolen verknüpft werden?

Montag, 23. März 2009

Gebete der Religionen


Nächstenliebe - Gottesliebe

Unter diesem Thema begrüßte die Gemeinde der DITIB-Moschee König-Ludwig-Str., Recklinghausen am 22.03.2009 sicherlich mehr als hundert Menschen aus anderen Religionen in ihren Räumen.
Darunter waren Bürgermeister Pantförder, stellv. BM Zerbst und Beigeordneter Möller.
Die SPD war durch Stadtrat Sorger und BM-Kandidat Cerny vertreten.
Es fällt auf, dass weder FDP noch Grüne Vertreter geschickt haben.

Die Organisatoren haben sich große Mühe mit der Gestaltung des Programmes gemacht.
Pfr. Dr. Schwark führte durch das Programm. Pfr. Lübberring und Pfr. Wiggeringloh trugen den chrsitlichen Teil bei. Isaac Tourgman vertrat das Judentum gewohnt eindrucksvoll.
Hodscha Haciahmetoglu und Hodscha Kodaman trugen den islamischen Teil bei.
Recht eindrucksvoll war der sicherlich fünfminütige Tanz der Derwische; das haben die drei Jungen wirklich gut gemacht.

Neben den Besuchern aus anderen Religionen waren auch Besucher aus benachbarten Moscheegemeinden gekommen.

Ein kleiner Misston entstand, als ein einzelner Mann dem Gebet des jüdischen Kantors nicht zuhören konnte und verhalten schimpfend die Moschee verließ. Für dieses Verhalten erntete er das Mißfallen der türkischen Frauen, die um ihn herum saßen.

Mir fiel besonders auf, dass der Gebetsraum der Moschee abgesehen von den riesigen Leuchtern an der Decke ohne jeden weiteren Schmuck auskommt.
Dafür ziert die linke Wand ein deutlich sichtbarer Feuerlöscher.
Ich habe mich gefragt, ob ich schon einmal einen Feuerlöscher in einer Kirche gesehen habe und konnte mich daran nicht erinnern.

Donnerstag, 12. März 2009

Migranten bekommen nicht die gleichen Chancen

Im Superwahljahr wird sich zeigen, ob die Volksparteien in der Lage sind, auch durch die Besetzung ihrer Listen die Zuwanderung abzubilden.
Bislang ist die Wirklichkeit eine andere.
süddeutsche 9.3.09
Mitglieder der etablierten Parteien tun sich schwer, vor allem türkischstämmige Mitglieder zu akzeptieren und in Verantwortung zu wählen.
Eine Alternative könnte zumindest auf kommunaler Ebene die gezielte Kandidatur auf eigenen Listen sein.
Hiergegen steht natürlich das Bedenken, dass dies als ein Schritt gegen Integration verstanden werden könnte.
Allerdings müssen sich Leute von 30 - 40 Jahren, die hier geboren und aufgewachsen sind, mit einer Zuschauerrolle zufriedengeben, weil die Arrivierten ihre Sesseln nicht teilen wollen?

Montag, 9. Februar 2009

Es geht doch

Das hat mich heute richtig gefreut, als ich die Recklinghäuser Zeitung las.

Am 09.02.2009 füllte das Thema Integration die komplette Seite 12.

Und das Schönste dabei; die RZ kann auch freundlich mit dem Thema umgehen.

Sicher; es gelingt nicht, auf die (Privatturkologin von Georg Schliehe hätte ich beinahe geschrieben) Turkologin Spuler-Stegemann zu verzichten, oder wenigstens sie korrekt zu zitieren. Es wäre allenfalls der Konjunktiv möglich gewesen, um eine Aussage von Prof. Spuler-Stegemann über die Wohnheime des VIKZ zu formulieren. Aber seis drum. Ist ja nur das Stichwort.

Falsche Bilder hinterlassen Narben

So ist das Interview mit Prof. Dr. Boos-Nünning überschrieben. Und hier findet man erfreuliche, und das meine ich jetzt absolut ernst, Aussagen.
Prof. Boos-Nünning erklärt, dass es eine Parallelgesellschaft in der pluralistischen Gesellschaft nicht geben kann. Und sie erklärt, in welcher Weise die Mehrheitsgesellschaft die Zuwanderer letzthin zwingt, eigene Strukturen zu schaffen, um ihren Kindern Chancen zu eröffnen, die die Mehrheitsgesellschaft ihnen eben vorenthält.
Es ist eine wichtige Aussage, dass die dauernden fehlerhaften Projektionen auf die Zuwanderer bei denen zu Verletzungen führen.
Das könnte sich ruhig der eine oder andere Politiker aber auch Journalist merken.

Neugierde kann zu Interesse werden

Der Bericht von David Inderlied beschreibt einen Gottesdienst in einer neuen, schönen und hellen Moschee in Herten. Dass er dort eine Predigt zweisprachig miterleben konnte, hat ihn wohl überrascht aber sicher nicht enttäuscht.
Die Erfahrung, die er beschreibt, wünscht man jedem, der sich ohne jede Kenntnis über islamisches Leben in Deutschland ereifert.

VIKZ

Der Verband islamischer Kulturzentren hat in Herten am Paschenberg seine "blaue Moschee" gebaut.
Es fällt auf, dass der VIKZ gerne wegen seiner Bildungsarbeit angegriffen wird. Die Art und Weise, wie sie organisiert wird, ist uns halt fremd. Wie natürlich auch ihre Inhalte.
Und so wundert es nicht, dass Funktionäre vor Ort immer wieder mit den Ängsten der Mehrheitsgesellschaft konfrontiert werden und mit diesen Ängsten in Rechtfertigungsrollen gedrängt werden.
Wenn ein türkischer Vater oder eine türkische Mutter dafür sorgen, dass ihr Kind weitere Bildung erhält, als die staatliche Schule ihm zuteil werden läßt, will er /sie keinen zukünftigen Imam erziehen (lassen), sondern mit externen Hilfen den Erfolg in dem staatlichen System, in der deutschen Gesellschaft unterstützen.
Sie müssen aber zuerst die Fragen nach Verfassungschutz und dgl. beantworten.

Caritative Begegnung

Schließlich beschreibt Kristin Brosch die persönliche Begegnung der Wohlfahrtsverbände mit Migranten und Flüchtlingen. Dass fremde Menschen in der Fremde Hilfen brauchen, ist eigentlich selbstverständlich.
Einen kleinen Einblick in die Hilfsangebote und auch einen kleinen Einblick, was die Mitarbeiter, die Helfer zurückbekommen, gewährt der Artikel "Liebevolle Anlaufstelle für Migranten".

Gern hätte ich die komplette Seite hier als PDF eingestellt. Die RZ wollte diese Werbung für sich allerdings nicht.

So empfehle ich dann halt ein Exemplar der Druckausgabe vom 09.02.2009.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Ernste Konsequenzen

Es ist bemerkenswert. Es dauert über zwei Jahre bis ein Gericht die Polizisten freispricht, die einen gefesselten (farbigen) Gefangenen im Gewahrsam trotz zweifachen Feueralarms verbrennen lassen.
Es dauert keine drei Monate um den bei seinem Hilferuf durch das Einwirken von mindestens drei Polizeibeamten durch Ersticken zu Tode gekommenen Deutschtürken als allein verantwortlich für seinen Tod zu erkennen
( wobei man sein Gehirn allerdings einer neutralen Untersuchung vorenthalten muß).
In solchen Fällen sind Polizeibeamte qua Amt unschuldig.

Wehe aber Sie dringen in eine Wohnung ein, um eine allein zur Provokation aufgehängte Fahne aus den Fenstern zu entfernen.

Da erwachen die Wächter der Grund- und Menschenrechte und fordern ernste Konsequenzen.

Montag, 12. Januar 2009

Gaza

Am 09. u. 10.01.2009 haben in vielen Städten Demonstrationen gegen die israelische Militäraktion in Gaza stattgefunden.
Teileweise nahmen nur einige wenige in Deutschland lebende Flüchtlinge aus Palästina teil.
Ich selbst bin nicht hingegangen, obwohl ich mir das überlegt hatte.
Ich hätte mich nicht wohl gefühlt zwischen den zu erwartenden und dann ja auch gerufenen Hass-Parolen.

Das ist aber das Problem.
Die Parteien verharren noch immer in ihrem wechselseitigen Hass.
Auf den Kundgebungen des Zentralrates der Juden am 11.01.2009 überwogen auch deutlich -um es freundlich zu formulieren - die Hamas-kritischen Töne.

Es ist furchtbar dumm, wenn aus der Mitte einer aus sehr guten Gründen stattfindenden Demonstration mit Steinen oder meinetwegen auch "nur" Schneebällen auf Israelfahnen in Deutschland geworfen wird.
Es ist bereits blöd, sich von einer Fahne provozieren zu lassen. Es ist doppelt blöd, nicht zu verstehen, dass die Menschen in Deutschland eine gewalttätige politische Auseinandersetzung über "fremde" Probleme im eigenen Land nicht wollen.
Sie sind dann nicht mehr bereit, sich darüber zu informieren, ob das wirklich nur ein fremdes Problem ist.

Es ist aber absolut heuchlerisch, so zu tun, als fände dieses unkluge Verhalten nur auf einer Seite des Konfliktes statt.
Wer sich so äußert, ist in Wahrheit selbst Konfliktpartei.

Die Rechtfertigung unentschuldbarer Taten sollte endlich aufhören.
Jeder, der dort Einfluß nehmen kann, muß dies mäßigend tun.
Freunde Palästinas sagt euren Freunden, dass ihr sie nicht morden sehen wollt.
Freunde Israels sagt genau das auch euren Freunden.